Interview mit Traurednerin: Wortverlesen - Katja Elsing

Heute möchte ich euch eine Kollegin in der Hochzeitsbranche vorstellen. Es geht um Wortverlesen - Katja Elsing. Eine wunderbare Person und Traurednerin die mich selbst schon zu Tränen gerührt hat. Ich habe ihr ein Paar Fragen gestellt, um ihre Arbeit einzutauchen.

Traurednerin: Katja ElsingFoto: Franziska Bittermann

Traurednerin: Katja Elsing

Foto: Franziska Bittermann

1. Welchen Service bietest du an?

Mein Angebot umfasst das Leben der Menschen vom Beginn des Lebens mit einer freien Taufe, über freie Trauungen, Paargespräche, auch generell die Vorbereitung zur Ehe bis hin zur Verabschiedung von geliebten Menschen mit einer persönlichen Trauerfeier. Ich bin freie Rednerin und Wegbegleiterin und das mit voller Leidenschaft. Dieser Beruf ist für mich absoluter Herzensjob.

Frei bedeutet in dem Zusammenhang übrigens nicht zwingend im Freien, sondern frei von Konfession, Geschlecht, Ort und vielem mehr. Bei der freien Feier ist alles möglich, ganz nach dem Motto „alles kann, nichts muss“.

2. Wie bereitest du dich auf die Hochzeitszeremonie vor? Wie viele Vorgespräche führst du?

Zuallererst gibt es ein persönliches und unverbindliches Kennenlernen mit dem Paar. Hier testen wir, ob die Chemie zwischen uns passt. Nur wenn wir alle drei JA sagen, geht´s weiter. Ich treffe die Paare noch zwei weitere Male. Wir besprechen sehr detailliert ihre Wünsche und Vorstellungen für den Ablauf der Zeremonie. Selbstverständlich erhalten sie dabei von mir Inspirationen und ich teile all meine Erfahrungen mit ihnen. Dann sprechen wir noch intensiv über die Kennenlern- und Liebesgeschichte des Paares. Wer sind sie, was macht sie aus...Ich möchte ein vollständiges Bild von ihnen erhalten und dafür nehme ich mir so viel Zeit, wie es braucht. Wir verbringen so einige Stunden zusammen, in denen ich viele Fragen stelle und zuhöre. Beide einzelnen Sichtweise sind mir wichtig. Dank ein paar Fragen, die sie mir schriftlich beantworten, bekomme ich auch Zugang zu der Art, wie sie sich beide in Wort und Schrift ausdrücken. So fließen vielfältige Informationen zu mir, mit denen ich gut vorbereitet bin für das Schreiben der Rede.

3. Wie schreibst du deine Reden? Wie viel vom Brautpaar fließt darin ein?

Tja, das kann ich gar nicht pauschal beantworten. Das ist jedes Mal ein regelrechter Prozess. Das Schreiben erfordert Kreativität, die nicht auf Knopfdruck abrufbar ist. Dafür brauche ich immer Freiraum und Geduld. Es gibt Tage, da setze ich mich voller Elan ans Werk und dann kommen nicht die richtigen Wörter. Dafür gibt es andere Tage, an denen die Tastatur glüht und ich einfach gut im Fluss bin. Ich darf mich zum Beispiel auch nicht ablenken lassen ;-) Von der Wäsche im Trockner, den Arbeiten, die sonst noch so anfallen...

Meist hilft mir sehr, dass ich mir all meine Notizen durchlese und einfach in ihre Geschichte eintauche.

Die gesprochenen und geschriebenen Wörter der Paare fließen bei mir immer in die Rede ein. Meine Aufgabe ist es, diese zu verbinden und zum Sprachrohr der beiden zu werden. Die Geschichte wird eins und sie sollen sich darin voll und ganz erkennen. Mir ist besonders wichtig, dass die Zeremonie beide wiederspiegelt und nicht nur einen Teil des Paares.

Grundsätzlich gilt bei mir – die Rede wird von der Begrüßung bis zur Verabschiedung nur für dieses Paar geschrieben und ist damit immer individuell.

4. Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Mein Stil ist geprägt von Empathie, Feinfühligkeit, Humor und Freiraum.

Ich gehe auf jedes Paar einzeln ein und höre ganz genau zu. Mein eigenes Bild vom Paar hinterfrage ich, damit ich genau die Sprache/ Wörter verwende, die das Paar selber nutzen würde. Meine Paare bauen in der kurzen Zeit ein unglaubliches Vertrauen zu mir auf und öffnen sich mir auf so wundervolle Art und Weise. Dafür bin ich immer wieder dankbar und gebe ihnen dies zurück mit Wertschätzung und Engagement. Die Paare sollen sich ganz und gar bei mir fallen lassen können. Wir sprechen bei mir in ungestörter Atmosphäre mit ausreichend Freiraum – hier dürfen alle sie selbst sein. Sämtliche Entscheidungen – zum Beispiel, ob es ein Trauritual geben soll – trifft das Paar bei mir selbst. Sie kennen sich am allerbesten und wissen, was ihnen gefällt oder nicht. Ich suche zum Beispiel nicht die Musik aus oder gebe vor, in welcher Reihenfolge was zu erfolgen hat. Die wenigsten Paare haben Erfahrungen mit freien Trauungen, deshalb schenke ich ihnen immer so viel Inspirationen oder Einblicke, wie sie für ihre Entscheidungen benötigen. Es ist ihre Trauung, nicht meine und deshalb geht es nicht um meinen persönlichen Geschmack. Natürlich zieht man immer die Paare an, die zu einem passen. Ich hatte noch nie eine Zeremonie, die für mich selbst nicht authentisch war. Jede Zeremonie ist so einzigartig, wie das Paar selbst und das lässt auch mein Herz bei jeder Trauung hüpfen und vor Freude anschwellen.

5. Was kannst du zu einer Hochzeit beitragen?

Ich darf die Emotionen für alle spürbar werden lassen.

Für das Brautpaar selbst und auch für ihre Gäste. Die Liebe füreinander in Worte zu fassen und auszusprechen, macht sie auf emotionale Art und Weise „greifbar“.

Für mich persönlich ist die Zeremonie immer das Herzstück des Tages. Schon bevor ich selbst Traurednerin geworden bin, habe ich dabei am intensivsten gespürt, warum die beiden heiraten. Da wird gelacht, geweint, zustimmend genickt und innerlich breitet sich einfach ein wohliges Gefühl aus und als Gast darf man sich entspannt zurücklehnen und der Liebe lauschen.

6. Was war dein schönster Moment im beruflichen Leben?

Puh, mein schönster Moment. Den kann ich gar nicht benennen. Das ist das wundervolle an diesem Beruf. Es gibt nicht nur den „einen“ schönen Moment, sondern es gibt zahlreiche. Ich erlebe in vielen Gesprächen Momente, die herzerwärmend sind und selbst, wenn ich die Worte der Paare lese, die sie mir schicken, bekomme ich häufig Gänsehaut. Die Zeremonie selbst ist natürlich immer ein besonderes Highlight, weil hier gebündelt zum Vorschein kommt, was wir zusammen erarbeitet haben. Und jedes Mal bin ich überwältigt, wenn ich mit meinen Worten so wunderbare Emotionen auslösen und spürbar machen darf.

Insofern gibt es hierauf nicht eine eindeutige Antwort. Zudem bin ich zuversichtlich, dass mir noch ganz viele wunderschöne Momente bevorstehen, die ich mit meinen Paaren teilen darf und darauf freue ich mich sehr.

7. Bist du auch mal sprachlos?

Sprachlos bin ich, wenn ich Rückmeldungen zu der freien Trauung mit mir höre oder lese. Direkt nach der Zeremonie kommen oft schon ein paar Gäste zu mir und sagen mir die allerschönsten Dinge und dann bin ich für den Moment einfach mal sprachlos und kann nur schlicht und einfach DANKE sagen. Im Nachhinein denke ich mir immer „Mensch, Katja, da hättest Du echt ein bisschen ausführlicher danke sagen können“. Aus meinem früheren Job bin ich es gar nicht gewohnt so wundervolle Rückmeldungen zu bekommen und deshalb machen sie mich noch immer sprachlos. Das ist wie mit Komplimenten – die muss auch fast jeder lernen anzunehmen ;-)

8. Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?

Das ist eine etwas längere Geschichte ;-) aber ich versuche es kurz zu fassen. Ich war Brautjungfer bei einer meiner besten Freundinnen in Deutschland und saß bei ihrer freien Trauung ganz nah beim Brautpaar. Ich durfte sogar persönliche Worte an sie richten und habe mir die ganze Zeit während der Trauung gedacht „was für ein wunderschöner Beruf – das könnte ich doch eigentlich auch machen“. Das eigentlich wurde schnell gestrichen. Ich habe mich im gleichen Sommer (2016) ausgebildet und mich sehr intensiv vorbereitet. Seit 2017 verheirate ich Paare und habe damit mich selber beschenkt. Das ist wirklich genau „meins“. Ich liebe all die Aufgaben, die damit verbunden sind und inzwischen bin ich sogar selber Trainerin für alle, die freie Trauungen als Rednerin/ Redner gestalten möchten.

9. Hast du einen Tipp für Brautpaare bezüglich Planung der Hochzeit? Natürlich im Bereich deines Schwerpunktes.

Das Wichtigste ist meiner Erfahrung nach, dass sich das Brautpaar rundherum bei ihrer Rednerin/ ihrem Redner wohlfühlt und sich öffnen möchte. Ich würde jedem Paar empfehlen dies im persönlichen Gespräch zu testen.

Heutzutage hat man schon vor dem persönlichen Kennenlernen gute Möglichkeiten die Person zu erleben...zum Beispiel dank der Website - gefällt mir die Seite? Bei der Rednerin/ beim Redner insbesondere die Texte lesen, die sie/ er schreibt und nicht zu vergessen die Stimme. Vielleicht gibt es sogar ein Video, wo ich einen Einblick erhalte? Auch über Facebook und Instagram erhält man oft schon einen Einblick, wie diejenige/ derjenige ist und arbeitet. Die Arbeitsweise ist tatsächlich auch sehr unterschiedlich bei uns RednerInnen und so würde ich auch hier empfehlen, genau hinzuhören, wie die Vorbereitung läuft.

Danke, Alexander, für all Deine Fragen und die Veröffentlichung meiner Antworten.

Ich freu mich immer sehr, wenn die Möglichkeit der freien Trauungen weiterverbreitet wird. Für mich einfach die persönlichste und schönste Art und Weise, wie sich Paare das JA-Wort geben können.

Danke, liebe Katja. Du bist eine wunderbare Person und Traurednerin die mich selbst schon zu Tränen gerührt hat.

Wortverlesen - Katja Elsing

https://www.wortverlesen.at/

Traurednerin: Katja ElsingFoto: Franziska Bittermann

Traurednerin: Katja Elsing

Foto: Franziska Bittermann